Eigentlich ganz normaler Freitag Anfang Dezember: Morgens um sieben kurze Besprechung mit den Mitarbeitern und dann nichts wie an den Schreibtisch. Dort erwartet mich wie immer ein Haufen Arbeit. Doch irgendwie zeichnet sich ab, daß der Freitag keiner ist wie alle anderen. Denn im Kalender steht auch: „14:30 Uhr Foto-Treff mit Sebastian: Landschaftsfotografie im Kaiserstuhl“. Diesem Termin sehe ich allerdings mit gemischten Gefühlen entgegen. Denn die Aufgabenliste ist frustrierend lang und draußen ist vor lauter Nebel von Landschaft nichts zu sehen.
Doch dann tauchen auf wundersame Weise in meinem Kopf leise Gedanken auf wie „fang einfach an, du wirst schon irgendwie fertig werden“ oder „wenn du erst mal draußen bist, wird es schon gut werden“. Also gut, dann mache ich mich halt an die Arbeit. Und, oh Wunder: Zügiger als gedacht kann ich eine Aufgabe nach der anderen abhaken.
Pünktlich um kurz vor zwei kommt eine weitere Kursteilnehmerin und wir starten zusammen Richtung Schelinger Höhe. Dort empfangen uns 2°C, Nebel und leichter Regen.
Landschaft? Na ja, in der Phantasie vielleicht, wenn man weiß, wie es hier aussehen könnte.
Auf den zweiten Blick erscheint die Stimmung irgendwie besonders. Mit Kamera, Stativ und einer Mischung aus Skepsis und Neugier mache ich mich auf den Weg in den Wald. Wenige Schritte weiter bin ich zwischen den Bäumen und schlagartig in einer völlig anderen Welt. Fast so, wie auf Gleis neundreiviertel.
Mystische Stimmungen. Farben gleichzeitig gedämpft und leuchtend. Klare Sicht auf Nebelschwaden. Raum zum Hinschauen, Hinhören, Einfühlen. Große Bäume und kleine Pilze zeigen mir auf ihre eigene, sanfte Weise, daß sie eigenständige, lebendige Wesen sind und ich als Mensch in ihrem Lebensraum zu Gast sein darf. Die trockene (in diesem Fall allerdings ziemlich naßkalte) Realität und die Welt der Wunder liegen oft nur einen kleinen Gedanken-Schritt auseinander…