In den letzten Tagen durfte ich in Tuniberg und Kaiserstuhl den Übergang vom Winter zum Frühling miterleben.
Erst dinzanziert im Stehen, dann auf Knieen und schließlich auf dem Bauch liegend tauche ich immer tiefer in das neu erwachende Leben um mich herum ein. Hier darf ich Wunder hautnah miterleben, ein faszinierendes Erlebnis!
Mit zartem Grün wird zwischen Schneeflocken und vertrockneten Pflanzen ganz leise neues Leben erkennbar. Vorsichtig blinzeln neue Blattspitzen neben einem trockenen Blatt vom letzten Jahr aus ihren Knospen. Schneeglöckchen blühen, wo vor ein paar Tagen fast nichts zu sehen war, und zwischen kahlen Bäumen macht sich eine kleine Kolonie von Narzissen startklar, den Frühling einzuläuten. Aus kleinen Knospen explodieren förmlich neue Blätter und ich frage mich, wie die vorher eigentlich in die Knospe gepaßt haben, erste Blüten an den Büschen zeugen von der Hoffnung, daß bald wieder die Bienen unterwegs sind.
Auf den ersten Blick wirkt alles selbstverständlich: Ja, natürlich blühen Schneeglöckchen, schließlich haben wir jetzt März.
Doch je mehr ich mich berühren lassen von dem, was da um mich herum geschieht, um so unbegreiflicher und Wunder-voller erscheint es mir.
Und mitten im Staunen kommen mir Fragen:
Warum fühle ich mich als Mensch eigentlich immer als distanziert Betrachtender, der von außen auf die Natur schaut?
Durchaus dankbar, bewegt, erfreut. Aber immer wie durch eine Glasscheibe getrennt.
Als wäre „die Natur“ eine eigene Welt mit der ich im Grunde nichts zu tun habe.
Liegt darin nicht ein großer Teil der Probleme, die wir uns und der ganzen Welt gerade machen?
Was passiert, wenn ich endlich verstehe, daß ich zuallererst ein Stück Natur bin? Ein Lebewesen wie alle anderen Lebewesen auch? Und daß ich als Mensch auf die anderen Lebewesen um mich herum dringend angewiesen bin?
Oder, im Umkehrschluß drastisch ausgedrückt: Wie kämen die anderen Lebewesen auf dieser Welt ohne den Menschen zurecht. Wahrscheinlich ziemlich gut …