„schön einfach – einfach schön“
war der Titel der Sommerausstellung 2021
im Skulpturengarten Funnix von Leonard Wübbena
www.skulpturengarten-funnix.de
Eigentlich ganz normaler Freitag Anfang Dezember: Morgens um sieben kurze Besprechung mit den Mitarbeitern und dann nichts wie an den Schreibtisch. Dort erwartet mich wie immer ein Haufen Arbeit. Doch irgendwie zeichnet sich ab, daß der Freitag keiner ist wie alle anderen. Denn im Kalender steht auch: „14:30 Uhr Foto-Treff mit Sebastian: Landschaftsfotografie im Kaiserstuhl“. Diesem Termin sehe ich allerdings mit gemischten Gefühlen entgegen. Denn die Aufgabenliste ist frustrierend lang und draußen ist vor lauter Nebel von Landschaft nichts zu sehen.
Doch dann tauchen auf wundersame Weise in meinem Kopf leise Gedanken auf wie „fang einfach an, du wirst schon irgendwie fertig werden“ oder „wenn du erst mal draußen bist, wird es schon gut werden“. Also gut, dann mache ich mich halt an die Arbeit. Und, oh Wunder: Zügiger als gedacht kann ich eine Aufgabe nach der anderen abhaken.
Pünktlich um kurz vor zwei kommt eine weitere Kursteilnehmerin und wir starten zusammen Richtung Schelinger Höhe. Dort empfangen uns 2°C, Nebel und leichter Regen.
Landschaft? Na ja, in der Phantasie vielleicht, wenn man weiß, wie es hier aussehen könnte.
Auf den zweiten Blick erscheint die Stimmung irgendwie besonders. Mit Kamera, Stativ und einer Mischung aus Skepsis und Neugier mache ich mich auf den Weg in den Wald. Wenige Schritte weiter bin ich zwischen den Bäumen und schlagartig in einer völlig anderen Welt. Fast so, wie auf Gleis neundreiviertel.
Mystische Stimmungen. Farben gleichzeitig gedämpft und leuchtend. Klare Sicht auf Nebelschwaden. Raum zum Hinschauen, Hinhören, Einfühlen. Große Bäume und kleine Pilze zeigen mir auf ihre eigene, sanfte Weise, daß sie eigenständige, lebendige Wesen sind und ich als Mensch in ihrem Lebensraum zu Gast sein darf. Die trockene (in diesem Fall allerdings ziemlich naßkalte) Realität und die Welt der Wunder liegen oft nur einen kleinen Gedanken-Schritt auseinander…
… an dem ich meist mehr oder weniger achtlos vorbeilaufe. In guten Momenten mit einigermaßen wachem Blick, der mir ein erfreutes Gefühl von „nett hier“ beschert.
Es war ein Morgen Ende Dezember, der Notschrei weigerte sich, für spektakuläre Landschaftsaufnahmen Modell zu stehen. Ohne Sebastians Einladung zum Foto-Treff wäre ich weder so früh aufgestanden noch auf den Berg gefahren. So war ich entgegen aller Vernunft doch vor Ort, traf zu meiner Freude dort auch Stefanie, erinnerte ich mich an ihre Anregung „1 m²“ und reduzierte meine fotografischen Ansprüche auf ein kleines Stückchen Welt an einem schon etwas von neuem Leben besiedelten Baumstumpf.
Mit Makro und Stativ tauchte ich ein in eine ganz eigene, kleine Welt, märchenhaft und voller Wunder. Je tiefer ich mich darauf einließ, desto mehr lernte ich zu staunen über diese kleine Welt in der großen Welt. Und noch viel mehr staunte ich darüber, was ich gezeigt bekomme, wenn ich mich darauf einlasse, meinen Mitgeschöpfen auf Augenhöhe zu begegnen.
Unichor Freiburg unter der Leitung von Eduard Wagner:
Sommerkonzert am 23.07.2022 mit geistlicher und weltlicher Musik
unichor-freiburg.de
Solidarische Landwirtschaft SoLaWi
in Demeter-Qualität am Hof der Vielfalt / Bio-Weingut Andreas Hess in Gottenheim bei Freiburg
weingut-hess.com
Von Menschen und Bechern.
Oder:
Ist jeder Fortschritt auch ein Gewinn für die Welt?
In den letzten Tagen durfte ich in Tuniberg und Kaiserstuhl den Übergang vom Winter zum Frühling miterleben.
Erst dinzanziert im Stehen, dann auf Knieen und schließlich auf dem Bauch liegend tauche ich immer tiefer in das neu erwachende Leben um mich herum ein. Hier darf ich Wunder hautnah miterleben, ein faszinierendes Erlebnis!
Mit zartem Grün wird zwischen Schneeflocken und vertrockneten Pflanzen ganz leise neues Leben erkennbar. Vorsichtig blinzeln neue Blattspitzen neben einem trockenen Blatt vom letzten Jahr aus ihren Knospen. Schneeglöckchen blühen, wo vor ein paar Tagen fast nichts zu sehen war, und zwischen kahlen Bäumen macht sich eine kleine Kolonie von Narzissen startklar, den Frühling einzuläuten. Aus kleinen Knospen explodieren förmlich neue Blätter und ich frage mich, wie die vorher eigentlich in die Knospe gepaßt haben, erste Blüten an den Büschen zeugen von der Hoffnung, daß bald wieder die Bienen unterwegs sind.
Auf den ersten Blick wirkt alles selbstverständlich: Ja, natürlich blühen Schneeglöckchen, schließlich haben wir jetzt März.
Doch je mehr ich mich berühren lassen von dem, was da um mich herum geschieht, um so unbegreiflicher und Wunder-voller erscheint es mir.
Und mitten im Staunen kommen mir Fragen:
Warum fühle ich mich als Mensch eigentlich immer als distanziert Betrachtender, der von außen auf die Natur schaut?
Durchaus dankbar, bewegt, erfreut. Aber immer wie durch eine Glasscheibe getrennt.
Als wäre „die Natur“ eine eigene Welt mit der ich im Grunde nichts zu tun habe.
Liegt darin nicht ein großer Teil der Probleme, die wir uns und der ganzen Welt gerade machen?
Was passiert, wenn ich endlich verstehe, daß ich zuallererst ein Stück Natur bin? Ein Lebewesen wie alle anderen Lebewesen auch? Und daß ich als Mensch auf die anderen Lebewesen um mich herum dringend angewiesen bin?
Oder, im Umkehrschluß drastisch ausgedrückt: Wie kämen die anderen Lebewesen auf dieser Welt ohne den Menschen zurecht. Wahrscheinlich ziemlich gut …